In Zeiten wie diesen fällt es einem oft schwer einen klaren Kopf zu bewahren. Viele Fragen bleiben unbeantwortet. Unternehmen kommen gezwungenermaßen zum Stillstand. Viele haben Angst vor Veränderung. Bis auf ein einziges klares Statement: #stayathome, ist im Moment gar nichts mehr sicher. Und so verstecken sich manche vor der Verantwortung, ziehen sich in ihr Schneckenhaus zurück und zeichnen die Corona-Krise verantwortlich für ihre Passivität. Etliche Unternehmen stecken den Kopf in den Sand, anstatt proaktiv zu werden und zu handeln. Jedoch Stillstand kann unter widrigen Verhältnissen auch den Untergang bedeuten.

Auch ich stand im Sommer 2016 im Zuge unserer Khan Tengri Expedition in Kasachstan vor einer folgenschweren Entscheidung. Wir waren mitten im Aufstieg vom Lager eins zu Lager zwei als das Wetter immer schlechter wurde. Starker Wind und Dauerschneefall setzten ein. Die 1m Neuschnee in den letzten Stunden machten die Spurarbeit immens mühsam. Wir mussten auch Zentimeter für Zentimeter erstmal das gelegte Fixseil suchen, es frei graben, um uns selbst auf einer 45 Grad steilen Flanke sichern zu können. Drei Teilnehmer unseres Teams sahen darin keinen Sinn, sie drehten um und stiegen ins Lager eins wieder ab.

Mein Freund Peter fand sich mit den widrigen Bedingungen am besten zu recht und stapfte weiter. Ich hatte die letzten Stunden hauptsächlich die Spurarbeit übernommen und war schon echt fertig. Meine Überlegung war, entweder ebenfalls abzusteigen, ins bereits sicher angelegte Lager, oder weiter aufzusteigen ins Ungewisse, wo nach der Anstrengung kein warmer Lagerplatz bereitsteht. Dort muss erstmal mühselig ein Platz ausgegraben werden, das Zelt aufgestellt, und Wasser erstmal geschmolzen werden, um einen heißen Tee zubereiten zu können. Überlebenswichtige Maßnahmen, um nicht zu erfrieren. Die Erschöpfung, leichter Kopfschmerz aufgrund der Höhenlage von weit über 5500m, aber auch leichter Sauerstoffmangel machten sich breit. Ich wusste, in dieser Situation regungslos zu verharren, mich in den Schnee zu setzen und zu warten, bis etwas passiert, würde katastrophale Auswirkungen nach sich ziehen. Gezwungen zum Handeln folgte ich meinem Freund weiter ins Ungewisse, in Richtung Lager zwei, ohne zu wissen ob wir es überhaupt finden würden.

Im Nachhinein erwies sich die Entscheidung zwar nicht als die beste, jedoch waren wir erst viele Tage danach fähig, über die Gesamtsituation zu urteilen, und unser Handeln rational zu bewerten. Wir hatten Fehler gemacht, aber definitiv keinen Stillstand zugelassen.

Sowie die Firma Posso Marketing, die mich in den letzten Tagen beeindruckt hat. Wir hatten bis dato mit ihnen nichts Geschäftliches zu tun, aber auf unsere Office Mailadresse bekommen wir einen Newsletter – der grundsätzlich ungelesen gelöscht wird. Ich weiß nicht, was mich diesmal bewogen hat ihn zu lesen – aber es hat mich zutiefst inspiriert. Grundsätzlich produziert das Unternehmen mobile Messesysteme wie Faltdisplays, Rollup Banner, Faltwände oder Werbetheken. Wie sich jeder ausmalen kann werden im Zuge der Krise keine Messesysteme für Veranstaltungen gebraucht, also müsste Posso Marketing eigentlich ihre Mitarbeiter entlassen und die Produktion einstellen. Das Unternehmen schmiedet aber innerhalb weniger Stunden einen genialen Notfallplan und überlegt, wie machen wir aus der Not eine Tugend, wie können wir das Unternehmen am Leben halten. Aber vor allem, wie können wir sinnvoll helfen, um auch einen Beitrag zu leisten und bestenfalls auch noch die Menschen zu schützen? Sie entwickeln praktisch über Nacht einen Spuck- und Niesschutz für Handverkaufstresen, der sowohl Mitarbeiter im Handel als auch die Kunden beim direkten Vis-a-Vis Kontakt schützen kann. Diese können binnen kürzester Zeit in den Filialen oder auch Arztpraxen aufgestellt werden. Eine großartige Idee und praktische Lösung, Ansteckungsgefahr im täglichen Kundenverkehr zu minimieren.

Wie kann es gelingen auch in euren Unternehmen das Business zu transformieren? Welche Möglichkeiten bestehen, statt Stillstand und Untergang zu wählen, proaktiv zu handeln, und die Krise für Veränderung zu nutzen? Wie geht ihr um mit der B2B Krisenkommunikation. Wir versuchen uns nicht nur um uns selbst zu kümmern, um die Krise „irgendwie“ zu überstehen, sondern aktiv unseren Kunden Ideen und Lösungen anzubieten. Wir möchten agieren und nicht reagieren. Denn proaktiv Handeln ist einfach smarter.

Erzählt uns in den Kommentaren von euren Veränderungen. Welche Chancen seht ihr? Welche Ideen habt ihr?