Vor recht genau acht Jahren war ich in Kanada bei der so genannten „Fulda Challenge“ unterwegs. In der Wildnis des arktischen Kreises waren zehn sportliche Übungen wie ein Halbmarathon bei minus 40 Grad Celsius ebenso zu bewältigen wie Hundeschlittenfahren oder Eisklettern. Auch Überlebens-Tätigkeiten, wie Harpunenwerfen, Schneehöhlenbauen, Kochen mit geringstem Aufwand beispielsweise, standen auf dem Programm des „härtesten Zehnkampfs der Welt“. Acht Zweier-Mixed-Teams traten gegeneinander an – eine Mischung aus Promi-Teams mit Detlef D. Soost und Spitzensportler wie Claudia Nystad (zweifache deutsche Langlauf-Olympiasiegerin), aber auch echte Abenteuerinnen wie Eveylin Binsack (erste Schweizerin am Mount Everest und am Süd- und Nordpol).
Einmal im Jahr treffen sich nun die über die Jahre angetretenen österreichischen Teilnehmer zu einer Art Klassentreffen; dieses ist von vorigen Freitag bis heute, Montag, in Heiligenblut auf dem Programm gestanden – und ich habe mich schon wochenlang auf das Wiedersehen gefreut.
Doch wenn man nur an sich denkt, funktioniert #lifeworktrailbalance nicht. Ich hatte in den letzten Wochen sehr viel trainiert und noch mehr gearbeitet. Dass es halb zwei, halb drei Uhr nachts wurde, ehe ich für ein paar Stunden ins Bett kam, war die Regel und nicht die Ausnahme. Mein Tag hat leider (oder: gottlob) auch nur 24 Stunden, und weil ich mich zwischen work und trail zerrieb, litt life – meine Frau, meine Kinder – darunter. Ich hing in einer #lifeworktrailunbalance.
Meine Frau Julia wies mich recht unsanft beim romantischen Dinner zum Valentinstag darauf hin, dass ich „in letzter Zeit schon wieder sehr viel arbeiten würde“. Normalerweise hätte ich mit ihr eine Diskussion begonnen, mich gerechtfertigt, dass ich ohnehin genügend oft daheim wäre und Zeit mit ihr verbringen würde. Wenn meine Ehefrau dies so empfindet, dachte ich indes, dann wird etwas dran sein an diesen Gefühlen, und ich schreibe es meinem Achtsamkeitstraining zu, aufmerksamer und sensibler geworden zu sein. Kurzum, ich sagte die Fünf-Stunden-Fahrt nach Kärnten ab und blieb zu Hause.
In der Tat konnte ich die Zeit der letzten Tage besser und intensiver nutzen. Ich konnte mich vermehrt um meine Familie kümmern und Zeit mit ihr verbringen, und ich absolvierte gute Trainingseinheiten. Auch meine Frau war Samstag und Sonntag laufen, während ich mit unseren Kindern spielte und mich um sie kümmerte. Zusätzlich war ich am Freitag am Abend ein Mal am Schneeberg, Samstag am späten Nachmittag zwei Mal und Sonntag ab Mittag drei Mal. Da sind, mit etwas Abwechslung, schönen Winterbildern und genialen Sonnenuntergängen, wieder ein paar Höhenmeter zusammengekommen.
Nicht immer kann ich – und ich denke: nicht immer kann ein jeder von uns – in Balance sein. Das Leben ist zu komplex, um verschiedene Tätigkeitsbereiche rational und emotional perfekt aufeinander abzustimmen und um sich allzeit in der „goldenen Mitte“ zu befinden. Unerwartete, wichtige berufliche Termine bringen vielleicht Unordnung in die Wochenplanung, und das Training läuft vielleicht auch nicht immer so, wie man es sich wünscht.
Doch wenn ich Prioritäten setze und ganz hinter diesen meinen Entscheidungen stehe – so wie jene im Vorjahr, auf den Eiger 101 zu verzichten und zu Hause die ersten Zähne meiner Zwillinge wachsen zu sehen -, dann gleiche ich die Balance-Defizite wieder aus. Dies erfordert Verständnis, Anteilnahme und Rücksichtnahme, dies erfordert Achtsamkeit und Konzentration auf sich selbst und auf das nächste soziale Umfeld. Aber so soll es sein.
Denn #lifeworktrailbalance ist einfach smarter!
Hi Flo!
Ich habe die letzten Jahre auch immer wieder pausiert um mir Zeit für die Familie zu nehmen. Das waren immer gut investierte Stunden.
Kommen auch wieder andere Jahre, da nehmen wir die Kids dann einfach mit.
Liebe Grüße
Georg