Glückliche Kinderaugen unserer Zwillinge haben mich in den letzten Wochen zum Lächeln gebracht – darüber hinaus aber nicht viel anderes. Zum Lachen war und ist mir während der Zeit im Zeichen des Coronavirus nicht so wirklich zumute.
Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass just mein IT-Unternehmen und deren zehn Mitarbeiter von der Corona-Krise gar nicht oder nur peripher betroffen sind. Smarter Business Solutions hat seine Kompetenz in der Digitalisierung mit Office 365, und betreut Großkunden wie ÖBB, REWE, SIGNA und PORR. Die Digitalisierung ist von COVID-19 und dem notwendigen Home-Office Aufkommen befeuert worden und alle brauchen plötzlich SharePoint, Teams & Co. Wir haben derzeit tatsächlich genauso viel Arbeit wie vor der Krise.
Das ist schön und auch sehr positiv, und dass die digitale Weiterentwicklung von einem Virus vorangetrieben wird, bringt mich vorübergehend zum Lachen. Aber eben nur temporär. Mir ist bewusst, dass wir in Krisenzeiten leben, und es bleibt die Unsicherheit, ob es unseren Auftraggebern auch dann noch ökonomisch gut geht, wenn die gestellten Rechnungen fällig werden. Machen wir uns nichts vor. Wenn ein Großkunde seine Zahlungsziele von 30 auf 120 Tage erhöht, um seine eigenen Mitarbeiter zu schützen, was sollen wir dann tun? Vermutlich wäre dann die Existenz des Unternehmens bedroht.
Doch Existenzängste sind kein guter Berater. Liquidität ist jetzt die Grundlage für Sicherheit und wichtiger denn je.
Was ich besitze, lässt sich in drei Worte fassen: Smarter Business Solutions. Seit 15 Jahren habe ich mein ganzes Leben rund um das Unternehmen aufgebaut. Privat habe ich nie etwas aus der Firma rausgenommen. Daher sind wir derzeit in der glücklichen Lage, einige Rücklagen gebildet zu haben. Trotz Lohnkosten im mittleren fünfstelligen Bereich, sind wir im Stande die kommenden drei bis sechs Monate zu überleben, ohne einen einzigen meiner wertvollen Mitarbeiter kündigen zu müssen.
Laut obiger Statistik stehen wir ja ganz gut da!
Wenn dieser Sicherheitspolster jedoch aufgebraucht ist, dann ist wirklich alles, inkl. den privaten Mitteln und dem Haus, weg. Das beängstigende Worst-Case-Szenario würde nichts Gutes verheißen. Nach 15 Jahren Selbständigkeit und Unsummen an bezahlten Steuern, stünde mir persönlich nicht einmal ein angemessenes Arbeitslosengeld zu, sondern lediglich der Anspruch auf Notstandshilfe. Bei diesen bescheidenen Aussichten verzeiht man mir vielleicht auch kurzfristig die Ängste um die Existenz von meiner Familie und mir.
Aber jetzt ist nicht die Zeit um Angst zu haben und in Schockstarre zu verfallen! Jetzt heißt es, Verantwortung zu übernehmen!
In meiner Führungsrolle ist es in mir verankert, dass wir unsere Zeit sinnvoll nutzen sollen. In unserer Unternehmenskultur sind wir ein lebendiges System von Individuen. Auf unserem gemeinsamen Weg soll jeder einen positiven Nutzen haben: Der Mitarbeiter, die Partner, die Kunden, die Gesellschaft! Erst wenn das erreicht ist, geht es auch dem Unternehmen gut. Diese Philosophie verfolgend, widerstrebt es mir „Wasser zu predigen und Wein zu trinken“. Daher wird Smarter Business Solutions keine Kurzarbeit und Förderungen in Anspruch nehmen, nur um einen möglichen Gewinn für 2020 zu untermauern oder mich privat abzusichern. Ich will – mehr denn je – für meine Firma geradestehen und die Verantwortung übernehmen! Ob das letztlich für uns alle positiv ausgehen wird – werden wir erst in drei bis x Monaten wissen.
In Zeiten wo uns das Lachen schwer fällt zählt Menschlichkeit!
Ich muss gestehen, dass ich mich seit Beginn der Krise zu den „Hardlinern“ pro Maßnahmen der Regierung zähle. Ich bleibe nicht nur persönlich zu Hause, sondern wollte noch zusätzlich jeden per Social Media maßregeln, der weiterhin seinem Drang in der Natur unterwegs zu sein frönt. Ich war der festen Überzeugung, dass wenn ICH, der während der letzten zehn Jahre täglich auf den Trails unterwegs war, jetzt auch nur zuhause ruhig sitzen kann, dann kann das doch jeder andere auch! Meiner Meinung nach gibt es aktuell einfach wichtigere Themen, als Bergbilder seiner Touren auf Social Media. So habe ich jeden, der ein aktuelles Foto vom Berg oder vom Laufen mit der Begründung: „das stärke sein Immunsystem“ gepostet hatte, als Bedrohung für meine Existenz (siehe oben) wahrgenommen.
Aber das war und ist wahrlich ein Trugschluss, und gottlob habe ich mich mit Pöbeleien anderen gegenüber zurückgehalten. Jeder sieht die Lage eben anders bzw. geht anders mit der aktuellen Situation um – und das ist, solange man niemanden anderen gefährdet, auch gut so:
„Ein kleiner Teil Entscheidungsfreiheit bleibt dem Menschen in jeder Situation, egal, wie schlecht es ihm geht. Bei gleicher Vorgeschichte und Lebenssituation treffen Menschen unterschiedliche Handlungsentscheidungen. Das ist etwas spezifisch Humanes, und es hat eine ganz personale Dimension. Rückblickend kann man alles erklären, aber prospektiv nicht.“
Das sage nicht ich, das ist Gedankengut von Viktor Frankl, dem ich beim Lesen von diversen Management-Büchern (über Sinn, Vision, Werte beispielsweise) immer wieder begegne. Obiger Absatz stammt aus einem Interview mit Psychologin Elisabeth Lukas in der „Süddeutschen Zeitung“, in dem sie Viktor Frankl beschreibt und interpretiert. Und es ist ein Absatz, der auch ganz gut meinen persönlichen Konflikt für mich löst.
Deshalb, und im Sinne der #lifeworktrailbalance:
- bleibt menschlich, wenn es um die Beurteilung von Handlungen anderer geht.
- zeigt Verantwortung gegenüber euren Mitarbeitern, Partnern und Kunden.
- vergesst nicht den Humor, auch wenn es uns derzeit nicht täglich nach Lachen ist!
Ich freue mich auf eure Sichtweise der Dinge! Schreibt es mir in den Kommentaren.