Kaum etwas anderes ist dermaßen tragisch wie der Tod, und dennoch gibt es eine Reihe von Sprichwörtern oder Floskeln, die dieses Ereignis banalisieren. „Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben“, sagt der Volksmund, „Stillstand bedeutet den sicheren Tod“, und so weiter. Dem Tod begegnen wir immer wieder, wenn wir wie letzthin beispielsweise von der Tragödie um David Lama, Hansjörg Auer und Jess Roskelley in den kanadischen Rocky Mountains erfahren, und ich hoffe, nein: ich bin mir sicher, dass die Ausnahme-Kletterer leidenschaftlich gelebt haben und nicht in Angst und Zweifel gegangen sind.

„Jede Spezies, auch der Mensch, will nicht nur überleben, sondern auch erkunden, wachsen, sich ausdehnen, erleben. Reines reaktives Überleben ist vielleicht Voraussetzung, aber nicht Ziel oder Zweck. Niemand schreibt auf einen Grabstein: ,Er hat bis zum 12. Juli 2015 überlebt!'“, schreibt Stefan Merath in „Dein Wille geschehe“. Bewegung hat somit eine zweifache Bedeutung – zum einen, um Neues zu erleben, zum anderen, um zu überleben. Wer Bewegung in der Natur über einen längeren Zeitraum betreibt, wird vielleicht schon einmal am eigenen Leib gespürt haben, dass Wetterumschwung und Kälte, Müdigkeit oder Verletzungen, Bewegung vonnöten macht: um ins Tal zu gelangen, um sich warm zu halten, um ganz einfach zu überleben.

Wenn wir uns damals bei unserer Expedition am Khan Tengri im Schneesturm nicht bewegt hätten, dann hätte dies sicher fatale Folgen gehabt.

Meraths obiges Zitat hat übrigens noch einen Appendix, der sinngemäß besagt: Auch auf einem Firmengrabstein sollte nicht als Einziges stehen, reaktiv überlebt bis xx.xx.xxxx. Dies berührt mich insofern persönlich, weil ich vor rund zwei Jahren gespürt habe: Wenn wir bei Smarter Business Solutions jetzt den Arsch nicht hochkriegen und wir nicht grundsätzlich etwas ändern, dann führt dies zum sicheren Tod. Und auf unserem Firmengrab würde nicht stehen, welche Ideen und Projekte nicht aufgegangen sind, sondern der Vorwurf des Versagens, eventuell verziert mit dem Schuldenstand (siehe dazu auch hier).

Angst vor dem Scheitern – darf einfach nicht dein Handeln beeinflussen!

Die Angst vor dem Scheitern ist leider trotzdem eine Triebfeder in meinem Leben und ich muss fast täglich dagegen ankämpfen. Für meine geistige Gesundheit ist es deshalb wichtig, Persönlichkeiten wie Thaddaeus Koroma sprechen zu hören (übrigens Gedankentanken kann ich nur jedem wärmstens empfehlen). Er ist ein ehemaliger Basketball-Leistungssportler, der aufgrund mehrerer verschleppten Verletzungen seinen Traum, in der NBA zu spielen, nicht verwirklichen konnte. Aber statt aufzugeben fand er eine andere Berufung und ist jetzt einer der erfolgreichsten High Performance Coaches und Speaker.

Der Claim „Die empty“ findet sich als Tattoo auf Koromas Körper. Dieser Satz und die Geschichte dazu hat mich einen ganzen langen Trainingslauf über beschäftigt. Die Frage dahinter „Was ist der reichste Ort der Welt?“ und die Worte von Les Brown haben mich im wahrsten Sinne bewegt:

Der Friedhof ist der reichste Ort auf Erden, denn hier findest du alle Hoffnungen und Träume, die niemals erfüllt wurden, die Bücher, die nie geschrieben wurden, die Lieder, die nie gesungen wurden, die Erfindungen, die nie geteilt wurden, die Kuren, die nie entdeckt wurden, alles, weil jemand zu viel Angst hatte, diesen ersten Schritt zu tun, am Problem dran zu bleiben oder entschlossen genug war, seinen Traum zu verwirklichen.

Ich weiß nicht, ob es eine perfekte Antwort ist auf die Fragen, warum ich so viel laufe bzw. so viele Ideen in meiner Firma einfach ausprobiere. Doch ich weiß, dass ich auf meinen Grabstein eben nicht stehen haben will „Hat bis xx.xx.xxxx überlebt“, sondern viel lieber „Hat bis zum xx.xx.xxxx seine #lifeworktrailbalance in vollen Zügen ausgelebt“. Aja, und einen Firmengrabstein soll es natürlich nie geben!

Leer zu sterben bedeutet im Umkehrschluss, das Leben mit vollen Zügen gelebt zu haben. Und das ist einfach smarter.

DIE EMPTY!