Einige Tage lang hat die Nachricht und die dazugehörenden Kommentare in den sozialen Medien die Runde gemacht, dass zwei im Winter gerettete Schneeschuhwanderer die Tiroler Bergrettung verklagen wollen, weil ihnen der in Rechnung gestellte Betrag – 2261 Euro – zu hoch erscheint. Der Einsatz sei überdimensioniert gewesen, zwei Personen anstelle von drei fünf Mann starken Trupps hätten es auch getan.
Es sind Berichte wie diese, die mich an einen Satz denken lassen, den der ehemalige US-Präsident Harry S. Truman (1884-1972) auf seinem Tisch stehen hatte:
The buck stops here.
Dies ist eine Redewendung, die in deutscher Sprache soviel bedeutet wie: Hier wird der Schwarze Peter nicht weitergegeben. In Trumans Amtszeit von 1945 bis 1953 fällt der Marshall-Plan für den Wiederaufbau Westeuropas, die Luftbrücke nach West-Berlin, die Truman-Doctrine, die sich gegen die UdSSR richtete, und den Aufbau der NATO. In der Nachkriegszeit war Truman einer, der genügend Verantwortung trug und diese auch wahrnahm.
Es gibt vielleicht keinen schöneren Satz, um das Thema „Eigenverantwortung“ zu umschreiben. Wir leben in einer Zeit, in der es zur Mode, oder zum Sport, geworden scheint, für Fehler und Verfehlungen unbedingt einen Schuldigen ausfindig zu machen, dem man den Schwarzen Peter weiterreichen kann. Bei sich selbst wird die Ursache höchst selten gesucht.
Ich will an dieser Stelle nicht verallgemeinern; sicherlich gibt es genügend selbstkritische Geister. Doch es ist schon auffallend, wie oft davon gesprochen wird, dass ein Ultralauf deswegen nicht beendet wurde, weil das Wetter immer schlechter und schlechter wurde, oder weil muskuläre Probleme auftraten. Höchst selten (eigentlich gar nicht) lese ich davon, dass der oder die Betroffene mit falscher Ausrüstung unterwegs war, oder höre nicht, dass die Betroffenen unzureichende Vorbereitung eingestehen, was letztlich zum Rennabbruch führte. Es ist immer etwas anderes Schuld: die Gesundheit, die Veranstalter, die Mitbewerber, das Wetter. Wer einen Lauf nicht beendet ist (sofern der Event nicht von den Organisatoren aus Sicherheitsgründen gestoppt wird) vor allem – selber schuld!
„The bug stops here“, sagen wir uns auch bei Smarter Business Solutions. Buck und Bug sind zwar nicht dasselbe, doch ärgerlicher als ein Schwarzer Peter ist ein Softwarefehler allemal. Die Grabenkämpfe, die teilweise mit Pauschalierungen zwischen User („es funktioniert gar nichts“) und Entwickler („der Fehler sitzt 50 cm vor dem Bildschirm“) ausgefochten werden, sind in der Software-Branche alltäglich, und der Schwarze Peter wird munter hin- und hergetauscht. Wir sind auch nicht gefeit von dem lästigen Viehzeugs, und wo gehobelt wird, fallen natürlich Späne – aber wir versuchen es dann mit Truman zu halten und den Bug genau hier enden zu lassen. Wir wollen unseren Kunden Gutes tun, ihnen die bestmögliche Lösung liefern. Wir wollen, dass sie SharePoint lieben.
Schon sonderbar: Warum wollen wir Verantwortung übernehmen, aber warum fällt es uns dann so schwer mit ihr umzugehen? Vielleicht, weil wir als Kinder einfach zu oft Schwarzer Peter gespielt haben?! Die beiden geretteten Bergsteiger sollten jedenfalls dankbar sein, dass sich 15 Personen Anfang Februar aufgemacht haben, sie zu suchen und zu retten. Gestern, Donnerstag, haben sie sich bereit erklärt, die Rechnung dann doch zu bezahlen. Vielleicht hätten sie auch noch eine Spende für die Tiroler Bergrettung drauflegen sollen. Dies wäre ein Zeichen von Dankbarkeit und Größe gewesen.
Und von Eigenverantwortung. Mit dieser durch das Leben zu gehen ist einfach smarter.
Volle Zustimmung, Floh! Vielleicht nur eine zeitliche Einschränkung. Das Schild auf dem Schreibtisch „The buck stops here!“ bedingt, dass sich auch in der Zeit schon gern der schwarze Peter zugeschoben wurde. Andernfalls wäre das Schild überflüssig gewesen.
Und doch gehört es wohl wieder und wieder in die Köpfe.
Danke für das Zitat. Das kannte ich noch nicht. 👍🏻😉