Es ist  unbestritten, dass ich mich in den letzten Jahren als Trailrunner gehörig weiterentwickelt und immer wieder neue Levels erreicht habe – dies sieht man alleine an meinen Finisher-Zeiten (und einhergehenden Platzierungen) beim UTMB. Ich denke, dass meine Liebe, mich im Freien zu bewegen, und mein Bestreben, besser zu werden, die beiden Hauptantriebsfedern für diese Entwicklung sind. Als ich mich kürzlich gedanklich damit beschäftigte, wie viele Stunden in meinem Leben ich mich dem Trailrunning gewidmet habe, kam ich auf eine imposante Zahl: 7000 Stunden im Laufe der  letzten neun Jahren.

2013 UTMB (167km, 9.600hm) 26:37 vs. 2018 UTMB (170km 10.000hm) 23:12 – siehe Titelbild nicht nur bei der Ausrüstung und beim Bart hat sich bei mir in 5 Jahren einiges getan

Nun gibt es die These des schwedischen Psychologen K. Anders Ericsson aus den 1990er Jahren, die besagt, dass es vonnöten ist, sich 10.000 Stunden mit einem Fachgebiet zu beschäftigen, um in diesem Expertenstatus zu erreichen.  Bestsellerautor Malcom Gladwell hat die 10.000-Stunden-Regel berühmt gemacht, und ich grüble darüber, ob es nun „lediglich“ 3000 Stunden sind, die mich von Kilian Jornet, Xavier Thévenard und anderen Megastars im Trailrunning trennen.

Doch zuerst einmal möchte ich die Aussage Ericssons etwas genauer beleuchten. Ericcson spricht in seinen Ausführungen von „bewusstem Üben“, und dies ist ein vielleicht alles entscheidender Hinweis. Es geht nicht darum, sich nur irgendwie mit einem Sachgebiet zu beschäftigen und quasi Zeit abzusitzen – dann wäre ja jeder in seinem Job nach ein paar Jahren immer automatisch ein Experte. Auch ist es ja auch nicht so, dass bei 10.000 Stunden ein Schalter umgelegt wird und man plötzlich Expertenstatus erreicht hat. Verbesserung geschieht stetig, in kleinen Portionen.

Über Talent, Hingabe, Motivation und so weiter haben wir in diesem Zusammenhang noch gar nicht gesprochen, und auch die Möglichkeit außer Acht gelassen, dass eventuell ein Expertenstatus erreicht wird, sich aber die Parameter – z. B. Anforderungen, Tätigkeit, Umfeld – ändern. Diesen Umstand habe ich für mich in meiner Firma Smarter Business Solutions in den letzten Jahren am eigenen Leib miterlebt. In den Jahren 2016 und 2017 erreichte das Unternehmen ein neues Level und wuchs von vier auf acht Mitarbeiter, wir galten als SharePoint-Experten schlechthin (und letzte Woche erfuhr ich sogar, dass ich als österreichische Legende im SharePoint-Bereich tituliert wurde). Und trotzdem lief es nicht mehr rund.

rund gelaufen ist es für mich 2011 auch beim Transalpine Run nicht – ein kleiner Stein im Schuh gleich zu Beginn des 250km Etappenlaufs über die Alpen hatte fatale Auswirkungen… aber man wächst mit seinen Herausforderungen!

Was war passiert? Die Anforderungen an mich hatten sich geändert, doch ich war mir derer nicht bewusst. Weiterhin sah ich mich als Selbstständiger und nicht als Unternehmer, und ab jenem Zeitpunkt, ab dem wir wuchsen und ich trotzdem weiterhin Fachkrafttätigkeiten durchführte, gab es keinen, der die eigentliche Richtung vorgab. Es gab niemanden, auch mich nicht, der die Bezeichnung „Geschäftsführer“ verdient hätte. Somit hieß bzw. heißt es für mich: zurück auf die Schulbank. Anfänglich war es ungewohnt, wieder Kurse, Seminare, Vorträge zu besuchen, in denen es nicht nur, aber auch um Persönlichkeitsentwicklung, Kommunikation, Teamführung und so weiter ging. Doch ich fand wieder Freude am Lernen, und ich tue es im Sinne meiner Kunden und meiner Mitarbeiter. Ich will ein exzellenter Unternehmer werden.

Egal ob Achtsamkeitskurs oder Weiterbildung zum Microsoft Service Adoption Specialist – es macht einfach Spaß jeden Tag etwas Neues zu lernen!

Ich glaube, dass der Sprung von meinem aktuellen 7000-Stunden-Status als Läufer auf den Expertenstatus nun ebenfalls eine Wende der Herausforderungen darstellt. Es geht nicht mehr nur darum, im Training möglichst viele Kilometer abzuspulen, sondern es fließen andere Faktoren ein: beispielsweise aktive Erholung, Ernährung, Trainingslehre, Sponsorensuche. Experte sein ist eine breitgefächerte Angelegenheit.

Am 30. August startet der Ultra Trail du Mont Blanc 2019, und ich will ihn mit einem „8500-Stunden-Status“ in Angriff nehmen. Ob ich dies im Sinne meiner #lifeworktrailbalance schaffen kann, weiß ich ehrlich gesagt noch nicht – aber ich habe große Lust darauf, es herauszufinden!

Um beim UTMB noch besser zu werden – warten 2019 ganz neue Herausforderungen auf mich… aber genauso wie in meiner Firma als auch in meinem Privatleben machen genau diese – das Leben ja auch lebenswert. #lifeworktrailbalance

Ja, ich mag die 10.000-Stunden-Regel, doch ich interpretiere sie für mich: Ich will lernen, Tag für Tag, und ich will besser werden in allem was ich mache, Tag für Tag. Exzellenz wird sich allemal, früher oder später, einstellen.

An sich arbeiten ist jedenfalls einfach smarter!