171 Kilometer und 10.300 Höhenmeter – dies sind beiden wichtigsten Zahlen des Ultra Trail Mont Blanc (UTMB), der in diesem Jahr vom 31. August bis zum 2. September ausgetragen wird. Florian Grasel ist der prominenteste österreichische Repräsentant bei diesem Mega-Event. Hier sinniert der Niederösterreicher über sein Unternehmen, seinen Sport und sein Leben.

Im Ziel des UTMB 2017

Im Vorjahr wurde ich in 23:42:45 Stunden 26. beim UTMB und erreichte das gesteckte Ziel, innerhalb eines Tages zu finishen. Als ich am letztmöglichen Anmeldetag die Starterliste 2019 studierte, waren viele der Stars (noch) nicht eingeschrieben. Man wies mich als 25. des Rankings auf, und ich dachte mir: Probiere es nochmals, vielleicht geht sich ein Top-10- oder Top-15-Platz aus. Heute, sieben Monate später und nach vielen akzeptierten Nachmeldungen von den Stars unserer Szene, wäre ich schon glücklich, mein Vorjahresresultat zu wiederholen… Schon klar: Jeder Veranstalter kann machen, was er will, aber wenn die einzige persönliche Entscheidungsgrundlage das neue Ziel „Top 15“ ist, schluckt man dann schon ein wenig, wenn sich 20 Topstars nachmelden, obwohl das offiziell eigentlich gar nicht erlaubt ist. Aber nun gut, es ist wie es ist.

Leichter als im Vorjahr wird es für mich nicht werden. Ich bin Vater von sieben Monate alten Zwillingen, mein Leben hat sich verändert. Bis zum Ende des Vorjahrs lief ich in jeder freien Minute, kam auf 25 bis 30 Trainingsstunden in der Woche und allein in den zwölf Monaten 2017 auf 300.000 Höhenmeter. Nunmehr setze ich besondere Schwerpunkte in meiner körperlichen Aktivität, trainiere etwa 10 bis 15 Stunden/Woche und habe aufgehört, Zahlenmaterial zu studieren und Benchmarks zu verfolgen. Die Höhenmeter des Vorjahrs sind 2018 jedenfalls nicht erreichbar. Was auch so okay ist – die Familie darf nicht unter meinen sportlichen Aktivitäten leiden.

Dennoch bin ich sehr zufrieden, wie meine aktuelle Saison verläuft. Dem Triumph beim Hochkönigman folgte jener beim Mozart100, wo ich drei Minuten vor dem Briten Damian Hall (im Vorjahr UTMB-Zwölfter) einlief. Was zwar noch nichts aussagt, weil ja kein Ultratrail-Rennen mit dem anderen vergleichbar ist – aber es gibt zumindest ein wenig Zuversicht. Den Eiger101 am Wochenende muss ich schweren Herzens kurzfristig absagen. Ein Tag Anreise, zwei Tage Wettbewerb, ein Tag Rückreise kann ich aktuell meiner Frau nicht antun, weil bei unserem Nachwuchs gerade die ersten Zähne kommen. Also statt entlang der Eiger-Nordwand zu laufen, muss eben mein 100-Höhenmeter-Haushügel in Niederösterreich fürs Training herhalten.

Bis zum Ultra Trail Mont Blanc steht nur mehr Kilian Jornet‘s- Tromsö Skyrace auf dem „Familien-Urlaubs-Programm“ – es wird unser erster Flug mit den Zwillingen mit anschließendem Wohnmobil-Roadtrip durch Norwegen. Ob das Urlaub ist? Ob mehr Qualität im Training gegenüber reiner Quantität zu bevorzugen ist? Ob die Life-Work-Trail-Balance auch noch funktioniert, wenn die Familie aufs Doppelte anwächst? Ob meine Frau auch mal ihren Senf zu diesem Thema abgeben will – und ob ich das überhaupt hören will? Dies alles wird sich in den nächsten Monate weisen.

Stay tuned! Hier gibt es die letzten Neuigkeiten aus dem Florian Grasel-Lager!